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Der Tanz der Mantas von Madivaru Faru


Die Sonne stand über dem malediveschen Himmel und ließ das Meer unter ihr glitzern. Das längliche Dhonie fuhr durch die azur blaue Wüste, während immer wieder grüne Inseln wie Oasen am Horizont erschienen. An Board des kleinen Tauchschiffes waren auch die Vereinsmitglieder Jens, Nils und Dennis, die vom 14.3.06 bis zum 28.3.06 ihren Urlaub auf den Malediven verbrachten. Ziel des Dhonie war ein Tauchspot mit dem klangvollen Namen Madivaru Faru. Dieser Tauchplatz sollte uns die wohl eindrucksvollsten Tauchgänge bescheren, die wir bis Dato je gemacht haben. Nicht um sonst trug dieser Ort auch die Bezeichnung Manta Point. Dort angekommen sprang unsere Gruppe nach einem sehr ausführlichen Briefing ins kühle(?!) Nass. Sobald sich die Wasserdecke über unseren Köpfen schloss, schauten wir auf die atemberaubende Unterwasserwelt der Malediven. Korallen in unzähligen Formen und Farben säumten das flache Dach des Riffs, welches am Rande steil abfiel und auch dort nicht minder von Korallen und Anemonen bewachsen war. Riesige Fischschwärme zogen durchs Blauwasser und zeichneten sich mit ihren Silhouetten vor der Sonne ab, die ihre Strahlen lanzenartig durch das Blau des Ozeans schickte, bevor sie sich in dessen Weiten verloren. Meeresschildkröten schwammen durch das Riff und steckten auf der Suche nach Nahrung ihre Köpfe in sämtliche Nischen und Höhlen. Aus anderen Felsen reckten Moränen ihre schlanken Köpfe um mit wachsamen Augen die Umgebung nach kleineren Fischen abzusuchen. Plötzlich erschien inmitten des azurnen Mantels, der uns umgab, eine große dunkle Gestalt mit hellen Schattierungen auf dem sonst schwarzen Rücken. Ihre riesigen Flossen, die von der Form eher an die Schwingen eines Vogels erinnerten, bewegten sich langsam auf und ab, während das Wesen an uns vorbei schwebte. Im nächsten Moment verschwand der Manta langsam wieder und setzte seinen Weg durch das Meer fort. Kurz darauf trafen wir auf einen imposanten Schwarm aus Blaustreifenschnappern. Je näher wir dem Schwarm kamen, desto mehr füllte sich das Gesichtsfeld mit den bunt gestreiften Tieren aus, bis wir uns in einer Symphonie aus gelb und blau gestreiften Fischen befanden. Wir tauchten weiter am Riffdach entlang, als zwei majestätische Gestalten aus dieser tief blauen Welt auf uns zu schwammen. Die beiden beeindruckenden Mantas kamen immer näher und schwebten sogar über unsere Köpfe hinweg. Dabei sah man ihren weißen Bauch, der mit einigen schwarzen Flecken versehen war und ihr großen Kiemen, welche sich jedes Mal weiteten, wenn diese großen Geschöpfe ihr breites Maul öffneten, um Plankton aufzunehmen oder den kleinen Putzerfischen zu gestatten einige Parasiten zu beseitigen. Neben den beiden Mantas gesellte sich noch ein dritter zu uns. Anmutig schwamm das gewaltige Tier immer wieder im Kreis vor uns her. Dabei schien es mehr zu fliegen als wirklich zu schwimmen. Einige Anhalterfische hatten sich wie auch bei den anderen Mantas an seinem Kopf festgesaugt, um sich von dem Giganten durch das Meer tragen zu lassen. Immer näher glitt der Manta an uns vorbei und schwamm sogar mehrmals über die Köpfe der Taucher, um sich einige Luftblasen, die im Wasser wie geschmolzenes Silber aussahen, unter seinen Bauch blubbern zu lassen. Dann schaute mich der gutmütige Riese mit seinem Auge, das dicht hinter einem seiner Hornlappen am Kopf lag, an. Im nächsten Moment änderte er ein wenig seine Schwimmrichtung und bewegte sich auf mich zu. Der Manta kam immer näher und schwebte schließlich nicht einmal eine Armlänge entfernt über meinen Kopf hinweg. Wo zuvor noch die gewellte Wasseroberfläche zu sehen war, schaute ich nun nur noch gegen den weißen Bauch des Mantas und die mächtigen Kiemen. Die Luftblasen, welche beim Ausatmen aus dem Atemregler nach oben sprudelten, trafen auf das eindrucksvolle Tier. Nur kurz darauf wurden wir zeugen eines weitern unglaublichen Schauspiels. Einer der Mantas schoss mit kräftigen Bewegungen seiner flügelartigen Flossen der Wasseroberfläche entgegen. Für den Bruchteil einer Sekunde entschwand der Meeresbewohner seinem azurnen Lebensraum und sprang aus dem Wasser, um im nächsten Moment mit seiner Unterseite wieder im Meer einzutauchen. In weiß schäumenden Wogen wurde das Wasser um den gerade eintauchenden Manta in alle Himmelsrichtungen gedrückt. Bald darauf neigte sich unser Luftvorrat dem Ende zu und wir mussten schweren Herzens auftauchen. Auch bei unseren weiteren Tauchgängen am Manta Point trafen wir auf diese wunderschönen Tiere und einmal glitt ein Manta so dicht über unsere Köpfe hinweg, das er mir mit seiner imposanten Flosse auf den Kopf tippte. Ein unglaublich eindrucksvoller Moment.
Die Begegnung mit diesen Tieren ist ein besonderer Augenblick. Mit ihrer Größe und ihren leichten, anmutigen Bewegungen sind sie eine außergewöhnliche Erscheinung aus einer anderen Welt. Und wenn sie gar einige Rollen im Wasser vollführen, scheinen sie mehr zu tanzen als zu schwimmen. Leider sind die Eindrücke die man in Gegenwart dieser Tiere erlebt weder mit Worten noch mit Bildern zu beschreiben. Man muss dieses Treffen der besonderen Art selbst erleben. Doch wer einmal den Tanz der Mantas bestaunt hat wird ihn nie vergessen. Und vielleicht treffen auch wir sie eines Tages wieder, diese sanften Giganten des Ozeans.
Autor: Dennis Niermeier
Fotos: Jens Wrobel & Nils Wrobel