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Per aspera ad astra


Zitat Wikipedia: wörtlich: „Durch Härte zu den Sternen“, ist eine lateinische Redewendung. Sie bedeutet: „Über raue Pfade gelangt man zu den Sternen“ ...

Als es im Januar nach bestandener Theorie CMAS ** hieß: Ihr habt jetzt 15 Monate Zeit, die praktischen Prüfungen abzulegen, tauchten vor meinem geistigen Auge sonnendurchflutete Ufer mit leichtbekleideten Damen auf. Nun gut, der Termin war am 3.10. und der Wetterbericht hatte Schnee für die Berge gemeldet. Da wir uns etwas abseits des Harzes am Sundhäuser See getroffen haben, brauchten wir jedoch nur Sturm und Regen zu beachten.

„WIR“, dass sind 4 Prüflinge und 2 Ausbilder. Am Freitag üben wir Aufstiege unter Wechselatmung und absolvieren die ersten Prüfungen. Das mit der Wechselatmung hatten wir ja noch kurz vorher im Hallenbad geübt. Leider haben wir jetzt 15 Meter Wasser über uns und die Regler hängen irgendwie in der Ausrüstung fest. Statt wie besprochen den eigenen Regler wieder zu nehmen, warte ich ungeduldig auf meinen Buddy und kann kurze Zeit später nur noch Nic's Regler greifen, der vorsorglich vor meine Maske gehalten wird. Einen Hustenanfall später und 5 m höher ist alles wieder klar und die Übung hat ein frühes Ende erfahren. Warum braucht man eigentlich 2 Sterne? Einer sieht doch auch sehr schön aus!

Das mit dem Atmen aus dem Zweitregler des Buddys ist easy, und den Aufstieg ohne Flossenbenutzung schaffe ich auch. Am Ende hänge ich wie ein Schluck Wasser in der Kurve, habe aber die Flossen nicht benutzt. Hatte ich es übrigens erwähnt? Das Wasser ist saukalt und die Passivität bei den Übungen fördert die Wärmebildung nicht unbedingt. Da es ab 10 m recht duster wird, gewöhne ich mir an, meine Lampe mitzunehmen. Abends hatten sich die etwas weicher veranlagten Prüflinge (u. a. ich) in einem Hotel einquartiert. Leider war nur eine Dusche für 2 Personen da. Die lokalen Bierspezialitäten schmecken sehr gut, aber ehrlich, welches Bier hätte nach so einem Tag nicht geschmeckt?
Am Samstag haben wir ein ausführliches Briefing durchgeführt, aber irgendwann half nichts: Wir mussten rein in die nassen Anzüge. Gut, das wir die Eisweste aus dem hintersten Kellerwinkel gefischt hatten, die war akzeptabel warm. Zu dumm nur, dass jetzt keine Tarierung mehr passte und die Bewegungen auch recht eingeschränkt waren. Die Wechselatmungsaufstiege wurden schon geordneter, nur auf den letzten 3 Metern zog mich ein unbändiger Drang nach oben. Gut, dass noch etwas Blei im Auto lag. In der Pause referierte Axel über gute und schlechte Karabinerhaken. Na ja, halt solche Tekki-Ansichten.

Dann kam die Nummer mit dem „verunfallten Taucher“. Wir sind als 4-er Gruppe losgetaucht. Unsere Ausbilder hatten uns versichert, dass einer oder zwei „ohnmächtig“ werden würden. Ich glaube, so gut haben wir uns noch bei keinem Tauchgang beobachtet. Aber dann hing mein Buddy doch plötzlich so merkwürdig „rum“ und versank langsam im hohen Seegras. Das mit dem Hochtransportieren klappte ganz gut, vor Angst, mit meiner Eisweste wieder durch die Oberfläche zu schießen, legte ich sogar noch einen kleinen Stop auf 1,5 m ein. Das gab Bonuspunkte.

Für die Rettung haben wir uns für die Methode „schieben im Jacket“ entschieden. Wir hatten unser Ziel im Auge und kamen recht gut voran. Alle waren guter Dinge als abgerödelt wurde, nur ich bemerkte entsetzt das Fehlen meiner Tauchlampe. Die lag irgendwo im See, vermutlich abgegangen bei der Bergeübung. Luft und Licht reichten noch für eine kurze Suche, aber außer Flussbarschen, Krebsen und einem recht anhänglichen Hecht haben wir leider nichts, insbesondere keine Lampe, gefunden. Da das Seegras stellenweise einen halben Meter hoch stand, schwanden auch meine letzten Hoffnungen. Ingo bot mir an, in das Sonnenuntergangsfoto die Textzeile „Hier ruht sie in Frieden“ einzubauen.

Während ich meinen Verlust bedauerte, hatte Katharinas Freund Markus bereits die Basis informiert. Außerdem hatten dank ihm alle Taucher in Richtung Wrack am nächsten Tag die Zusatzaufgabe: Lampe finden und bergen! Man glaubt es nicht, ich habe sie am Sonntag tatsächlich wiederbekommen. Freundliche Taucher aus Celle haben die Lampe aus ihrem kalten, nassen und dunklen Lager wieder an die Oberfläche befördert. Ach ja, demnächst bekomme ich neue Karabinerhaken, irgend so'n Tekki-Kram ...

Axel meinte noch, dass mein letzter Tauchgang sehr entspannt gewirkt hätte. Tatsächlich fühlte ich mich recht wohl. Und mit dem zweiten Stern hat es dann aus mir unerfindlichen Gründen dann auch noch geklappt. Auch das Wetter war uns letztlich hold: Bis auf 2 kleine Schauer war es trocken und wenn gerade kein Wind wehte (oder man Windschatten hatte) reichte es sogar für einen kleinen Sonnenbrand :-)

Vielen Dank an unsere Trainer für Ausbildung und Prüfung und an alle, die mit „Lampe gesucht“ haben.
Autor: Thomas
Fotos: Nic und Ingo